Entfernung liegt nicht immer am Standpunkt.

Du bist weg.
Zu weit.
Du antwortest mir nicht.
Ich interessiere dich nicht.
Habe ich das je?
Ich hatte gehofft dich nicht zu verlieren.
Ich hatte geahnt dass es passieren wird.
Ich hatte gehofft nicht nochmal den Fehler zu machen.
Es tut weh.
Glaub mir das.
Aber es ist dir ja egal.

Fragen.

Wir fragen viel.
Wir fragen andauernd.
Dauernde Fragen durchziehen unsere Gesellschaft.
Bleiben sie unbeantwortet so dauern sie lang. Sie bleiben da. Mitten in den Raum gestellt. So dass jeder sie sieht aber keiner versteht.
Große Fragen. Wie entstand die Welt? Warum leben wir?
Fragen die uns nicht beantwortet werden.
Aber vielleicht ist es das was sie zu solch großen Fragen macht. Wäre die Antwort parat würde die Frage kein Mensch mehr stellen. Nun gehört es ja eigentlich zu einer Frage eine Antwort zu erwarten. Aber wollen wir die Antwort wirklich wissen?
Was wenn die Frage viel interessanter ist als die dazugehörige Antwort?
Da würden wir bereuen auf sie bestanden zu haben!
Viel lieber hat der Mensch die kleinen Geheimnisse.
So viel er auch jammert und um wissen kämpft, eigentlich ist der Mensch gerne dumm.

Gefühlslosigkeit.

Ich habe das oft.
Dieses komische Gefühl.
Wenn ich nicht weiß ob ich fröhlich oder traurig bin. Ob ich mich freuen oder heulen soll.
Wenn jegliche Emotionen verschwunden sind und nur noch ich da bin.
Ich spüre nichts, schmecke nichts, lebe ich?
Es ist als würden sich alle positiven und negativen Gefühle ausgleichen und übrig bleibt ein unendliches nichts.
Alle positiven und negativen Erinnerungen sind so weit weg.
Egal wie schön, egal wie traurig nichts erreicht mich.
Ich fühle mich wie abgestumpft.
Alle sind mir plötzlich so fremd, nichts ergibt mehr Sinn für mich.
Nicht gestern, nicht heute, was ist schon ein morgen wenn du es nicht spürst?
Ich würde schreien, aber was würde es bringen?
Ich würde weinen, aber um wen?
Ich würde mich freuen, aber über was?
Ich will ja leben, aber wofür?

Lebensglück.

Schon etwas älter, vielleicht auch etwas sehr alt. Gebrechlich. Sie steht am obersten Ende der langen Treppe die vom Bahnsteig hinunter führt. Neben ihr eins dieser Einkaufswägelchen zum hinterherziehen. Sie sieht etwas verzweifelt aus und schaut abwechselnd auf den Wagen und die Treppe hinunter. Zu erst bin ich an ihr vorbei gelaufen. 2 Stufen bin ich schon runter als ich mich nochmals umdrehe. Ich steige wieder hinauf und frage ob ich ihr helfen darf. Sie schaut mich dankbar an. "Ein Engel!" Sagt sie dann lächelnd. Ich nehme den Wagen und steige langsam die Treppe hinunter. Sie hält sich am Geländer und an meinem Arm fest. Stufe für Stufe. Sie erzählt mir dass sie wohl von ihren Kindern aus Aachen zurück kommt. Diese hatten wohl vorgeschlagen sie zurück zu fahren. Nein nein, hatte sie gesagt, sie mache das schon allein. Sie deutet auf die aufwärtsfahrende Rolltreppe neben uns, dass man so etwas nicht auch für abwärts bauen kann. Sie schüttelt den Kopf. Ich gebe ihr Recht.
Unten angekommen bedankt sie sich vielmals. "Man tut was man kann" sage ich lächelnd. Sie nennt mich wieder einen Engel. Sie würde wohl oft solche Engel treffen, meistens junge Männer die ihr helfen, erzählt sie.
"Dann vielen Dank, und viel Glück in ihrem Leben!" Sagt sie, drückt meine Hand und schaut mich lächelnd an. Ich bin überlegt ihr das auch zu wünschen, aber als ich sie so lächeln sehe wird mir klar, das hatte sie schon längst.

Primzahlen.

Stille. Zwischendurch unterdrückte Huster und Schniefer. Ich sage die Primzahlen auf. Bis 101. Nein. Du darfst jetzt nicht weinen. S. sitzt neben mir und die Tränen laufen ihr über die Wangen. Wie gerne würde ich sie trösten. Aber dann wäre es auch mit mir vorbei. Ich zwinge mich weiter zu zählen. 1, 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17..
Endlich kommt der Pfarrer herein. Er schwafelt etwas von Gott, Jesus und der Auferstehung. Davon dass sie eine unserer Schwestern war und dieses ganze Gedöns was Pfarrer eben sagen. Am liebsten würde ich aufstehen und ihn anschreien. "Sie kannten sie doch gar nicht. Sie haben keine Ahnung! Sie haben sie niemals kennengelernt. Sie wissen nichts über sie. Rein gar nichts!" Aber ich beherrsche mich und zähle weiter meine Primzahlen. Er sagt dann dass Mama und ich etwas vortragen werden. Ich lese den Text. Verhaspel mich. Ich zwinge mich nicht dort hin zu schauen um nicht zu weinen. Mama hat ihre Hand auf meinen Rücken gelegt. Als ich fertig bin ist sie dran. Sie hat geübt den Text zu lesen ohne zu weinen. Und sie schafft es fast. Schon nach den ersten beiden Zeilen rollen mir die Tränen über die Wangen. Sie hält tapfer durch und ich streichele ihren Rücken. In den letzten Zeilen fängt sie an zu stocken. Sie reißt sich ein letztes Mal zusammen und schafft es bis zum Ende. Dann fängt auch sie an hemmungslos zu weinen. Opa steht auf, nimmt uns in den Arm und wir stehen eine Weile so da. Schluchzend, arm in arm.
Wieder fängt der Pfarrer an zu reden. Wieder von wegen Wiedergeburt und dass Jesus sie jetzt zu sich nimmt. Ich höre ihm nicht mehr zu. Ich lasse die Tränen einfach kullern, sie hören nicht auf. Als der Pfarrer endlich fertig ist mit seinem Geschwafel ertönt das Lied was Mama, S. und Opa ausgesucht haben und 6 Männer stehen auf und gehen zum Wagen. S. neben mir schluchzt auf. Die Männer fangen an den Wagen aus der kleinen Kapelle zu schieben. Langsam. S. fängt hemmungslos an zu weinen. Sie blickt den Männern nach und sie sieht aus als würde sie am liebsten schreien "Nein! Nehmt sie nicht mit! Nehmt sie mir nicht weg! Lasst sie hier. Bitte!!!" Ihr Blick tut mir so weh und ich greife nach ihrer Hand. Sie sieht plötzlich so einsam aus. So verlassen und hilflos. Wie ein kleines Mädchen. Wir stehen auf und Folgen den Männern. Mamas Freund liest ein Gedicht von Herman Hesse vor. Stufen. Wieder schwafelt der Pfarrer vor sich hin und dann lassen sie sie in die Erde. Wir stehen da. Opa, S., ich und Mama. Wir halten uns an den Händen und weinen. Niemand sagt etwas. Nicht mal der plappernde Pfarrer. Sie lassen uns Zeit. Dann treten wir vor. Die Blume die auf unserem Platz in der Kirche lag werfen wir zu ihr runter.
Danke Oma.
Wir lieben dich, und werden es immer tun.

Begin again - Taylor Swift

Du gibst mir diese wunderbare Art von Sicherheit.
Du gibst mir dieses gute Gefühl.
Wenn ich in deiner Nähe bin kann ich nicht aufhören zu lächeln und will deine Hand halten, dich festhalten und küssen. Du bist genau die richtige Portion schüchtern und vorlaut, die perfekte Mischung aus humorvoll und ernstzunehmend.
Deine Komplimente sind ehrlich und du tust immer im richtigen Moment das richtige.
Und du sorgst dafür dass mir immer diese drei Worte im Kopf rumspuken.
Bitte geh niemals weg..
Es fängt grade an perfekt zu werden.